Wer eine Reiseenduro standesgemäß bewegen möchte, darf vor unbefestigten Wegen nicht zurückschrecken. Auf der Suche nach Schotterpfaden, die auch mit Straßenreifen befahren werden können, machen wir zwischen den Nockbergen und der Saualm Station.
Egal, ob die beiden für Gelände/Straße stehenden Buchstaben am Krad prangen, die Lieblingsfarbe orange lautet oder, wie bei unserem Motorrad, der Schwarze Kontinent für den Zweizylinder namensgebend war: Früher oder später zieht es fast jeden Besitzer einer Reiseenduro zum Unbefestigten. Doch wo kann man sich innerhalb der Komfortzone des Straßenreifens (und dennoch abseits des Asphalts) bewegen, ohne vom Revierjäger mit einer Ladung Schrot begrüßt zu werden, den Förster mit der drohend geschwungenen Motorsäge aus der Nähe kennenzulernen oder einen Bauern demütig bitten zu müssen, die auf seiner Weide kopfüber gestrandete Mopette zu bergen?
Legal befahrbare Schotterstraßen haben nicht selten den Rang eines Geheimtipps, und wenn wir in dieser Geschichte ein paar Tracks preisgeben, dürfen wir das mit einer dringenden Bitte verbinden: Ein freundlicher Gruß zu Spaziergängern, Radfahrern und den Bewohnern der am Weg liegenden Höfe ist bei gedrosseltem Tempo bestens geeignet, aufkommende Feindbilder schon im Ansatz abzudrehen.
Auf einer kleinen Lichtung mitten im Wald staunen wir über die dem heiligen Leonhard „beim guten Wasser“ geweihte gotische Kirche aus dem Jahr 1546. Daneben befinden sich die 1528 erbaute Leonhardskapelle und eine zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtete Badeanlage, die seit 1965 stillgelegt ist. Ein steiler Forstweg führt uns durch den schattigen Wald zurück in die Zivilisation.
Die letzte Sonderprüfung führt uns hinab ins malerische Görtschitztal, wo wir uns beim Gasthof Zum Dorfschmied mit einem Sprung in den privaten Pool unserer Gastgeber abkühlen dürfen – wer das Wort mit den zwei „t“ kennt, wird sicher nicht abgewiesen.
Recherche der Route, Fotografie und Reportage für das Motorradmagazin