Im März erwacht die Wachau aus dem Winterschlaf. Unzählige Obstbäume beginnen in der weltbekannten Weinregion rot-weiß zu blühen. Sogar Richard Löwenherz hatte einige Monate in diesem malerischen Donautal verbracht – allerdings nicht freiwillig.
Als erste Frühlingsboten in der Wachau blühen die Mandelbäume am östlichen Ortsrand von Dürnstein. Die Blütezeit der Marillen beginnt wenig später im Raum Krems. Auf einer Anhöhe südlich der Donau thront das beeindruckende Benediktiner-Stift Göttweig. Rund um das Stift (und im Garten des Stiftes selbst) sind zahlreiche Marillengärten angelegt, deren Knospen sich, begünstigt durch das warme pannonische Klima, als erstes öffnen. Wenige Tage später erblühen die Bäume im Bereich Spitz und Arnsdorf. Die flussaufwärts gelegenen Orte Willendorf, Aggsbach-Markt und Aggstein folgen wiederum ein paar Tage darauf. Zum Schluss dringt der Frühling über den Spitzer Graben bis nach Mühldorf vor. Und auch im Westen markiert ein majestätisches Gotteshaus aus der Zeit des Barocks die Grenze der Wachau: das Benediktiner-Stift Melk.
Die 11 Zentimeter hohe Venus von Willendorf, die 1908 bei Grabungsarbeiten entdeckt wurde, ist in der Einschätzung des Naturhistorischen Museums in Wien mit einem Alter von rund 29.500 Jahren das bedeutendste Sammlungsobjekt des gesamten Hauses und als älteste bekannte Darstellung eines Menschen einer der berühmtesten archäologischen Funde der Welt. Eine übergroße Statue der Frauenskulptur und eine kleine, von jährlich wechselnden Künstlern gestaltete Replika in Originalgröße markieren den Fundort, derweil das Original in Wien hinter Panzerglas ausgestellt wird.
Das im Spitzer Barockschloss Erlahof untergebrachte Schifffahrtsmuseum zeigt eine große Auswahl von Originalobjekten aus der Zeit der Donauschifffahrt vor der Erfindung der Dampfmaschine.
Ein Kuriosum mitten im Herzen der bekanntesten Weinbauregion Österreichs entdecke ich in Wösendorf: Eine kleine Privatbrauerei, die ihre Pforten nach telefonischer Voranmeldung öffnet, für durstige Wandersleut‘ oder Radfahrende aber einen gut sortierten Kühlschrank mit „ehrlicher Kasse“ bereithält. In den Hängen links und rechts des Brauhauses fallen mir einmal mehr die kunstvoll von Hand geschlichteten Trockensteinmauern ins Auge. Sie formen die schmalen, langgestreckten Terrassen, für die die Weinbauregion der Wachau berühmt ist – die einzige Möglichkeit, den Steillagen eine Anbaufläche für Rebstöcke abzutrotzen. Die in Summe rund 700 Kilometer langen Mauern speichern nicht nur Wärme und kostbares Wasser, sie sind außerdem Lebensraum und Rückzugsort für viele Kleintiere.
Recherche der Route, Fotografie und Reportage