Range Rover Evoque Cabrio: Defenders Nachfolger

Manche sprechen von der Erfindung einer neuen Marktnische. Doch ein Cabrio-SUV ist keine brandneue Idee, wie der Blick in den Rückspiegel der Automobilgeschichte zeigt.


Warum die Briten den Evoque aufschneiden? Weil sie es können.

Das Blechdach wegzuflexen und durch ein mehrlagiges, wärme- und schallgedämmtes Verdeck mit Z-Faltung zu ersetzen, ist kein Kinderspiel. Hinter den Türen wurde der Aufbau weitgehend neu konstruiert, um die vollständige Unterbringung des Verdecks im Open-Air-Modus zu gewährleisten – wie knapp der verfügbare Platz ist, zeigt der Umstand, dass sich kein Verdeck-Deckel ausgegangen ist. Für den Kofferraum bleiben 251 Liter übrig. Zwei flugzeugtaugliche Handgepäck-Trolleys gehen sich selbst dann aus, wenn das zusammengefaltete Windschott in der Höhle liegt. Golfspieler müssen auch nicht gleich verzweifeln, aber zu viert auf Urlaub, das stellt man sich besser gar nicht vor.

Dafür ist der Wagen jetzt steifer als die Oberlippe der Königin bei dem Gedanken, dass Donald Trump demnächst im Buckingham Palast zum Antrittsbesuch aufkreuzen könnte.

Massive Verstrebungen wurden in die Karosseriestruktur eingearbeitet, damit der Wegfall des Blechdachs keine Einbußen bei der Offroad-Capability zur Folge hat – fast 300 kg Zuwachs beim Eigengewicht lassen den Aufwand der Ingenieure erahnen.

Das Dach kann man selbst in grober Verschränkung mit einem Hinterrad in der Luft und einer offenen Seitentüre problemlos öffnen (18 Sekunden) und schließen (21 Sekunden). Beim Fahren ist die Dach-Bedienung bis 48 km/h möglich. Sollte es auf der Autobahn zu schütten beginnen, empfehlen wir, bis zur nächsten Brücke (oder dem Ende der Wolke)  gute 120 km/h am Tacho einzustellen: Bei aufgestelltem Windschott bleibt der Innenraum dann so trocken, dass der vom eigenen Evoque-Cabrio träumende Beifahrer vom Regenguss genau nichts mitbekommt.

Als im Alltag empfehlenswertes Extra dürfen wir Ihnen das Head Up Display nahelegen, denn bei offenem Dach ist der Bildschirm des Navis absolut unleserlich – ein klassisches Cabrio-Problem, für das nicht einmal Land Rover ein Gegenmittel gefunden hat.

Andere Schwierigkeiten des Alltags lassen sich hingegen mit britischer Geländekompetenz bequem abfedern: Steilen Abfahrten auf rutschigem Untergrund nimmt die Hill Descent Control Geräuschentwicklung jeden Schrecken, bergauf (und natürlich auch in der Ebene) übernimmt ATPC (All Terrain Progress Control) die Bedienung des Gaspedals. Einfach Wunschtempo vorwählen, Bremse lösen, lenken – und staunen, wie geschmeidig der Wagen über Hindernisse krabbelt oder durch einen Fluss watet. Dortselbst kann man übrigens, ein weiteres Aufpreiskreuzerl vorausgesetzt, die Wassertiefe über Ultraschallsensoren messen und im Kombidisplay anzeigen lassen – wenn die Sonne halt nicht direkt darauf scheint, siehe oben.

Fotografie für Jaguar Land Rover Österreich und Tschechien
Reportage für das 4wd Magazin und den Allradkatalog