Tibet Hochplateau: Atemlos durch die Nacht

Karge, endlose Hochtäler, die am fernen Horizont von schneebedeckten Bergketten eingerahmt werden. Blitzblaue Seen, die mit dem tiefblauen Himmel um die Wette leuchten. Und der gewaltige Potala-Palast in Lhasa. In Tibet bleibt einem aus vielen Gründen schnell einmal die Luft weg.


Endlose Kurvenstrecken führen aus weiten Hochtälern auf Pässe mit mehr als 5000 Metern Seehöhe. Pässe, auf denen tausende Gebetsfahnen im kalten Wind knattern, sodass man kaum ein Wort versteht. 

Motorradfahren in Tibet heißt: Dort wo Österreich oben aufhört, fängt hier erst das Unten an. 3600 Meter Seehöhe meldet der Garmin, doch die Gegend erinnert frappant an das italienische Kanaltal – im Guten und im Schlechten. Im Spätsommer bahnt sich der türkisblaue Fluss gemächlich einen Weg durch sein ausladendes Schotterbett, eingerahmt von dicht bewaldeten Bergen. Doch man ahnt, wie zur Schneeschmelze reißende Wassermassen den breiten Talboden fluten. Die Bäume bereiten sich auf den mit schnellen Schritten nahenden Winter vor, sie kleiden sich in Herbstfarben und beginnen, Laub abzustoßen. Und andererseits müssen selbst in der schmalsten Talenge eine Straße, eine Bahnlinie und die neue Autobahn Platz finden. Diese Verkehrswege werden ebenso rücksichtslos auf massiven Stelzen übereinandergestapelt und mit Unmengen Beton in die Gegend geklotzt – ganz so, wie man das in Europa dereinst in den 1950er und 60er-Jahren erledigt hat.

Motorradfahren in Tibet, das heißt aber auch: Endlose Kurvenstrecken führen aus weiten Hochtälern auf Pässe mit mehr als 5000 Metern Seehöhe. Pässe, auf denen tausende Gebetsfahnen im kalten Wind knattern, sodass man kaum ein Wort versteht. Pässe, auf denen du deine Schritte wohlüberlegt setzt, damit dir nicht nach ein paar Metern die Puste ausgeht. (Hält man sein Gesicht hingegen in den Wind, kann man sich die Lungenflügel nach dem RAM-Air-System befüllen lassen.) Pässe mit Fernblick auf ein paar Achttausender – eine Aussicht, den es auf unserer Welt exklusiv im Himalaya gibt.

Neben vielen Naturschönheiten ist Tibet auch die Heimat von tausend Jahre alten Klöstern, von denen freilich nur einige wenige Maos Große proletarische Kulturrevolution überstanden haben, ohne geplündert, gebrandschatzt, geschleift zu werden. Eines dieser kulturellen Highlights ist das Tashilhunpo-Kloster in Shigatse – es ist der traditionelle Sitz des Penchen Lama, der Reinkarnation des Buddhas des unendlichen Lichtes, und auch die Grabstätte für viele bisherige Amtsträger.

Fotografie und Reportage
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