Toyota Hilux in Namibia: Ring frei zur achten Runde

Die unverwüstliche Geländelegende Toyota Hilux ist ab sofort als komplett neu entwickelte Modellgeneration erhältlich. Wir haben in Namibia eine Antwort auf die Frage „Ehrliches Arbeitstier oder gemütlicher SUV-Komfort?“ gesucht – und gefunden.


Im Innenraum wird deutlich, dass Toyota die Bedürfnisse der Lifestyle-Kunden durchaus berücksichtigt hat: Höhenverstellbarer Fahrersitz, Rückfahrkamera, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und Lederlenkrad (höhen- und tiefenverstellbar!) sind nur ein paar der serienmäßigen Ausstattungsmerkmale, die pflegeleichten Ledersitze hat man uns freundlicherweise aus der Aufpreisliste spendiert.

Wir sind bei Toyotas „Desert Storm“ wie schlampige Programmierer unterwegs: quick and dirty.

Der größte Stolz der Innenraumdesigner ist wahrscheinlich das siebenzöllige Touchdisplay in Form eines Tablet-PCs, das wie ein Fremdkörper auf die Mittelkonsole aufgepflanzt wurde – aber zum Trost: Dieses Optik-Problem ist auch in zahlreichen Mercedes-Modellen zu bewundern. Mangels Bodenmarkierungen konnten wir den Spurwechselwarner mit Lenkeingriff und Müdigkeitserkennung nicht testen. Und aus Gründen persönlicher Feigheit haben wir das Pre-Collision System (Kollisionswarner, Pre-Crash Bremsassistent, autonomes Notfall-Bremssystem mit Fußgängererkennung) nicht herausgefordert. Unser Konvoi fährt ohnehin mit lockeren Sicherheitsabständen, denn jeder Hilux zieht lange Staubfahnen hinter sich her.

SUV-Komfort im Innenraum schön und gut – unter der modernen Haut steckt aber immer noch Toyotas unkaputtbarer Leiterrahmen in einer im Vergleich zum bewährten Vorgänger nochmals verstärkten Bauform. So hat Toyota die Breite der Längs- und Querträger des Leiterrahmens um etwa 30 Millimeter erhöht, um dem Fahrwerk auf zumindest 20 Jahre ausreichende Reserven gegen Korrosion zu verleihen. Bis zu 20 Prozent mehr Federweg im Vergleich zum Vorgänger erhöht die Geländegängigkeit in felsigem Terrain und bei tiefen Rinnen. Mit anderen Worten: Bei Verschränkungen können die Räder lang Traktion bieten, und selbst wenn sie einen beeindruckenden Luftstand aufweisen, kommt kein Ächzen aus dem Fahrwerk, nichts knistert hinter dem Armaturenbrett.

Zügig stülpt sich die schwarze Luft über das Land, während saftige Steaks über der Glut brutzeln. Auf den Griller – statt BBQ sagt man hier Braai – und den Teller kommen Meeresbewohner und Wild- oder Weidetiere – und das oft in einer Auswahl, dass ein Abend alleine nicht reicht, um alles zu verkosten: Impala, Springbok, Kudu, Oryx (Namibias Wappentier), Gnu, Zebra, Warzenschwein, Huhn, Strauß, Rind, … 

Die Kombination aus trockener Atmosphäre und menschenleerer, somit entsprechend lichtarmer Gegend lässt die Milchstraße glitzern und funkeln, dass die Seitenblicke-Fiona neidisch werden könnte. Dass der Südhalbkugel-Winter unmittelbar vor der Türe steht, haben wir erst durch die nächtlichen Minusgrade im Zelt so richtig mitbekommen. Da kann das Kreuz des Südens noch so eindrucksvoll am Firmament stehen – 1800 m Seehöhe fordern halt ihren Tribut …

Fotografie und Reportage